Magersucht

Was ist eigentlich eine Magersucht?
Magersucht ist eine Krankheit. Und von dieser Krankheit können Betroffene wieder geheilt werden. Der Fachbegriff dafür ist Anorexia nervosa – in der Szene auch „Ana“ genannt. Wenn jemand magersüchtig ist, ist sie oder er meistens so dünn, dass es anderen Personen stark auffällt. Und trotzdem fühlt sie/er sich noch zu dick. Sie wollen immer mehr Gewicht verlieren und verstärken das, indem sie:
Mit immer stärkeren Diäten anfangen
Auf das Essen verzichten
Sehr viel Sport betreiben
Abführmittel und andere sättigenden Ergänzungsmittel verwenden
Was du dabei nie vergessen darfst: Eine Diät und Sport ist nicht schlimm! Bewegung und eine gesunde Ernährung sind gut für Körper und Geist und halten dich gesund. Sobald du jedoch in ein Extrem gerätst, tut es deinem Körper nicht mehr gut.

Wie viele Menschen haben eine Magersucht?
Um konkrete Zahlen und Fakten zu ermitteln, gibt es verschiedene Institute, die weltweit oder auf einzelne Länder begrenzt Studien dazu durchführen. Die Ergebnisse sind wie folgt: Von der Gesamtbevölkerung auf der Welt haben ca. 1 Prozent eine Magersucht. In Deutschland lag sie 1998 bei Frauen zwischen 14 und 24 Jahren jedoch nur bei 0,3 Prozent.
Ein Großteil davon sind Mädchen zwischen 14 und 18 Jahren. Bei Männern kommt eine Magersucht sehr viel seltener vor. Welche Gründe das hat, erkläre ich dir weiter unten.

Wie bekommen Menschen eine Magersucht?
Bei manchen Menschen beginnt eine Magersucht schon recht früh und kann über einen längeren Zeitraum andauern. Dann erkennt man die Krankheit daran, dass die Personen sehr sehr dünn sind und trotzdem versuchen, noch mehr abzunehmen.
Der Weg in eine Essstörung startet meist mit einer Diät. Magazine und TV-Shows gaukeln einem vor, dass man dünn sein muss, um dazuzugehören. Darum starten einige Mädchen eine Diät und nehmen ab. Außerdem verzichten sie auf kalorienreiches Essen und lassen manchmal einzelne Mahlzeiten weg. Sobald sie nun abgenommen haben, fühlen sie sich kurze Zeit besser.
Doch schon nach einigen Wochen bemerken sie, dass sich ihr Leben nicht geändert hat. Um nun noch weiter Gewicht abzunehmen, starten sie eine extremere Diät und verzichten auf mehr und mehr Mahlzeiten, bis sie das Essen irgendwann komplett streichen. Mehr als die Hälfte aller Kranken können dem ewigen Hunger jedoch nicht standhalten und starten mit sogenannten Fressattacken.
Dann essen sie sehr viel und versuchen, das Essen sofort wieder rückgängig zu machen, indem sie sich den Finger in den Hals stecken oder abführende Medikamente zu sich nehmen. Das Verhalten wird auch der „bulimische Typ“ von einer Magersucht genannt. Solche „Tricks“ verwenden auch viele, wenn sie dem Druck ihrer Eltern nicht mehr standhalten können oder keine Lust mehr auf Diskussionen haben und somit zum Essen gezwungen werden.

Warum essen Magersüchtige nicht einfach mehr?
Manche Angehörige zeigen sich nicht sehr verständnisvoll und spielen die Krankheit herunter. Zu mir haben manche gesagt, ich solle einfach etwas essen. Dann würde ich auch wieder zunehmen und alles wird gut. So einfach ist das aber nicht.
Denn der eigene Körper ist sowas wie ein Feind. Die eigene Wahrnehmung ist verzerrt. Wir fühlen uns immer zu dick, auch wenn wir es natürlich nicht sind. Außerdem wollen die meisten Magersüchtigen die Kontrolle über ihr Leben behalten. Dinge wie Entspannen und Runterkommen sind da nicht drin. Sie wollen die Kontrolle über ihren Körper haben und eigenständig und unabhängig sein. Was sie antreibt ist der Kontrollzwang und die Angst, dick zu werden.

Was sind die Ursachen von Magersucht?
Natürlich gibt es keinen klassischen Typus Mensch, der auf jeden Fall magersüchtig wird. Jeder Mensch geht mit Trauer, Angst und Stress anders um und bei manchen ist die Antwort des Körpers darauf eine Essstörung. Dabei können es viele verschiedene Einflüsse sein: Gesellschaftlich, biologisch oder psychisch.
Oftmals kann der Schritt in die Pubertät der Auslöser sein, da sich plötzlich der Körper verändert. Viele fangen auch mit einer harmlosen Diät an, aus der sich dann später eine zwanghafte Krankheit entwickelt.
Gesellschaftliche Faktoren sind unter anderem das verzehrte Bild davon, wie eine Frau heutzutage aussehen muss. Es ist kein Geheimnis, dass Models meist sehr dünn sind. Sie prägen die Landschaft auf Covern und Plakaten und suggerieren: So musst du aussehen.
Immer mehr Bücher und Online-Kurse versprechen dir, dass du für ein „besseres Leben“ einfach abnehmen musst. Wer mir nicht glaubt, kann gerne mal eine Buchhandlung betreten und wird dann sofort eine Buch-Insel mit reinen Diät- und Fitnessbüchern finden.
Ein weiterer Faktor kann auch die eigene Familie spielen: Wie geht die Familie mit Essen und Gewicht um? Führen die Eltern selbst Diäten oder Fastenzeiten durch? Vermeiden sie manche Speisen bewusst? Was die Eltern vorleben, beeinflusst die Kinder darin, wie sie die Welt wahrnehmen.
Was sich bei manchen Patienten zeigt, ist eine perfektionistische Verhaltensweise und das ständige Vergleichen mit anderen. Daher kommt dann auch der Drang, besser und vor allem dünner als die anderen zu sein. Durch diesen hohen Anspruch und die hohe Disziplin schaffen sie es dann auch, die extremen Diäten durchzuziehen und das extreme Hungerbedürfnis zu ignorieren.

Was sind Symptome von Magersucht?
Du fragst dich sicher, woran du an dir selbst erkennst, ob du eine Essstörung hast, oder woran du es bei anderen Personen erkennst. Ein sehr weit verbreitetes Symptom sind die zwanghaften Verhaltensweisen, die sich in – für Außenstehende – sehr absurden Tätigkeiten zeigen.
Zum Beispiel: Betroffene lassen vor jedem Bissen das Besteck 10 Sekunden auf dem Tisch liegen oder kauen jeden Bissen genau 50 mal. Manchmal zeigt sich dieses zwanghafte Verhalten dann auch in anderen Bereichen: Beispielsweise beim Arbeiten oder beim Duschen. Wichtig ist hierbei jedoch wieder: Nur weil jemand Rituale oder Gewohnheiten hat, heißt das noch lange nicht, dass sie/er krank ist. Krankhaft wird es nur, sobald es extrem wird.
Als Außenstehender erkennt man meistens sehr sehr schwierig, ob jemand wirklich magersüchtig ist oder nicht. Das liegt daran, dass das Nicht-Essen sehr leicht vertuscht werden kann. So kann man ganz einfach sagen „Ich hab unterwegs schon was gegessen.“ Oder „Das schmeckt mir einfach nicht.“
Dabei gibt es auch viele Verhaltensweisen, die für Außenstehende widersprüchlich erscheinen, für Betroffene aber normal sind. Um die Kontrolle über das Essen zu behalten und sich mit Essen auseinanderzusetzen, lesen viele Kochbücher. Sie blättern sie durch, schauen sich leckere Speisen an und können Essen „nah“ sein, ohne selbst essen zu müssen.
Viele behaupten, dass Menschen mit Essstörungen sehr sensibel sind oder Angst vor Trennungen haben. Pauschal lässt sich das aber nicht festlegen. Die Krankheit kann jeden treffen, egal ob Großstadt oder Land. Ob jung ob alt, ob Musterschülerin oder nicht.
Es gibt eine internationale statistische Klassifikation der Krankheiten. Die „ICD-10“ ist die aktuelle Version. Sie sind für die Diagnose alle der folgenden vier Magersucht Symptome notwendig:
Untergewicht (mindestens 15 Prozent unter dem Normalgewicht)
selbst herbeigeführter Gewichtsverlust
Körperschema-Störung
Störungen im Hormonhaushalt (endokrine Störungen)

Was sind die Folgen einer Essstörung?
Eine Essstörung kann sehr schwerwiegende und langfristige Schäden für deinen Körper haben. Darum ist es sehr wichtig, so früh wie möglich sich Hilfe zu holen. Folgeschäden können viele Organe treffen. Beispielsweise das Herz, dass der Puls oder der Blutdruck gestört sind. Die Körpertemperatur sinkt, Haut und Haare werden trocken und brüchig, es gibt Magen- und Darmbeschwerden, die Hormone schwanken sehr stark was zu Menstruationsbeschwerden bei Frauen und Potenzproblemen bei Männern führen kann.
Auch sehr langfristige Schäden wie Wachstumsstörungen oder Probleme mit den Knochen (Osteoporose) können auftreten. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass in einem langen Zeitraum alle Organe von der Krankheit betroffen sind. Darum ist ein schneller Start einer Therapie ratsam. Denn sobald Betroffene wieder Gewicht zunehmen, können die körperlichen Probleme wieder rückgängig gemacht werden.
Doch nicht nur der Körper, sondern auch der Geist kann stark beeinträchtigt werden. Am häufigsten sind Depressionen, Angsterkrankungen und Zwangserkrankungen. Manche Betroffene ziehen sich zurück, schotten sich von ihren Freunden ab, um nicht in die Situation kommen zu müssen, etwas zu essen.
Ein sehr weit verbreitetes Gefühl ist das der Hoffnungslosigkeit, das gerade in schlimmen Phasen sehr präsent ist. Doch wie am Anfang bei der Definition von Magersucht schon erwähnt, ist es eine Krankheit, von der Betroffene wieder geheilt werden können.