ein Fallbericht

Bericht aus der Sicht einer Betroffenen:

Schon lange ist es mir ein Bedürfnis über diese tückische Krankheit zu berichten. Tückisch deshalb, weil man damit oft nicht ernst genommen oder verstanden wird. Mit jeder anderen Krankheit geht man zum Arzt und meistens kann er gleich helfen. Bei einer Depression sieht das anders aus. Es freut einen nichts mehr, man ist ungeschickt und unsicher, die Arbeit wird zur Last und kann nur schleppend gemacht werden. Vor allem hat man Angst. Es fühlt sich an, als wäre man überall eingebremst und die Traurigkeit lässt einen nicht mehr los. Die Gedanken und die Gefühlswelt nehmen eine chaotische Form an:

„Es weascht se oafach hin und hi“!!

Meine Vorstellung von diesem Zustand ist auch die: Es ist als ob man eine Badewanne auslässt – da kann man erst nur sehen, dass der Wasserspiegel sinkt, aber zum Schluß ist ein Loch, das immer größer wird und den Rest des Wassers wie mit einem Sog hinunterschlürft. So kann ich mir vorstellen, wenn es gar nicht mehr weiter geht und wenn man aufgegeben hat.

Bevor dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist es allerhöchste Zeit, einen Arzt, am besten einen Spezialisten, aufzusuchen. Je früher desto besser, weil die Medikamente nicht sofort ansprechen und auch oft nicht sofort das richtige Medikament für den jeweiligen gefunden wird. Die Gefahr ist auch, dass man zu lange nichts unternimmt, dass man sich dann nicht mehr dazu aufraffen kann. Habt keine Scheu vor einem Psychotherapeuten, denn wir haben uns diese Krankheit ja nicht ausgesucht!

Aus meiner Erfahrung, und diese ist sehr langjährig, möchte ich nun auch Gutes berichten: Mehrere Jahre war ich schon beschwerdefrei. Diese Zufriedenheit und Dankbarkeit, die den Platz der ganzen Beschwerden dann einnimmt ist kaum zu beschreiben. Die Freude ist wieder zurückgekommen. Also habt Mut und überwindet euch Hilfe zu suchen .

Wenn ich vor einem Psychotherapeuten sitze, ist es als wäre ich beim „Hoagascht“. Hier kann ich über alles reden und oft sind es lange zurückliegende Erlebnisse aus der Kindheit, die einem unbewußt immer wieder einholen und die aufgearbeitet werden müssen.

Mein Ziel ist, dass ich mit diesem Bericht den Menschen, die mit dieser Krankheit belastet sind, Mut, Zuversicht und Hilfe vermitteln kann.