Depression

Depression

 Definition/Diagnose/Umgang mit depressiven Freunden und Angehörigen

Vieles wird in der Bevölkerung als „Depression“ bezeichnet, die Tatsache ist jedoch, dass man unter diesem Begriff eine genau definierte Erkrankung sieht. Depressionen können infolge von belastenden Ereignissen auftreten, genauso aber auch ohne Grund „aus heiterem Himmel“.

Es gibt genaue Diagnosekriterien für eine depressive Episode (so wird eine Depression heute genannt); Betroffene, Angehörige, Freunde und sonstige Bezugspersonen sollten alarmiert sein, wenn mindestens zwei oder mehrere der folgenden Symptome auftreten: gedrückte Stimmung, Interessenverlust, Freudlosigkeit und eine Verminderung des Antriebs (Schwunglosigkeit) über mindestens 14 Tage. Diese Schwunglosigkeit führt zu erhöhter Ermüdbarkeit und Einschränkung der Aktivitäten. Deutliche Müdigkeit tritt oft schon nach kleinen Anstrengungen auf. Zusätzlich können auch andere häufige Symptome bestehen:

  • Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit (bis hin zum Eindruck, man leidet jetzt an einer Demenz).
  • vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
  • Schuldgefühle oder Gefühle der Wertlosigkeit
    Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven (bis hin zum Wahn )
  • Die subjektive Überzeugung, dass alles im Nichts enden wird ( nihilistischer Wahn)
  • Suizidgedanken, erfolgte Selbstverletzungen oder Suizidhandlungen
  • Schlafstörungen
  • Appetitstörungen (bis hin zu gravierendem Gewichtsverlust)
  • Körperliche Symptome (Kopfschmerzen, Kopfdruck, Verdauungsbeschwerden,
  • Magen-, Kreuz- Herzbeschwerden, Schmerzen in den Gliedmaßen,Ohrgeräusche,…).

Depression – verschiedene Formen der Depression:
Depressive Episoden können ohne Ursache auftreten, können jedoch auch eine Reaktion auf belastende Erlebnisse sein. In verschiedenen Altersgruppen kann es eine höhere Anfälligkeit für Depressionen geben, z.B. Schwangerschaft, Wochenbett, Jugendliche, Senioren. Eine Sonderform stellt die atypische Depression dar, wo man noch auf positive Ereignisse reagieren kann, aber mehr schläft und mehr isst (Hypersomnie und Hyperphagie). Hinzu kommt ein bleiernes Gefühl in den Gliedern und eine gesteigerte Empfindlichkeit, die auch nach Abklingen der Episode bestehen bleibt.

Depression – Unterschied Mann/Frau:
Männer zeigen ihre Gefühle anders als Frauen, so äußert sich bei ihnen eine Depression oft in innerlicher und/oder äußerlicher Aggressivität. Sie versuchen häufiger als Frauen ihre Krankheitssymptome mit Hilfe von übermäßigem Alkohol- und Nikotinkonsum zu „behandeln“. Dazu kommt noch, dass Männer später ärztliche Hilfe suchen als Frauen. Und auch dann reden sie meist nur über körperliche Symptome und halten sich hinsichtlich der seelischen Beschwerden bedeckt. Das kann fatale Folgen haben. Obwohl die depressive Verstimmung das Leitsymptom der Depression darstellt, gehören auch Ärger, Irritabilität, Feindseligkeit und Aggression zu den Symptomen. Irritabilität äußert sich in einer reduzierten Impulskontrolle, bzw. vermehrtem Ärger und Aggressivität.

Depression – Suizidalität:
40-70% aller Suizide erfolgen im Rahmen einer depressiven Episode. 20-60% aller an einer depressiven Episode Erkrankten haben schon einmal einen Suizidversuch unternommen.

80% aller an einer Depression erkrankten Patienten haben den Wunsch möglichst rasch an einer unheilbaren Krankheit oder an einem Unglück zu sterben.

Hohe Suizidgefahr besteht oft noch im Rahmen einer abklingenden Depression. Erklärungen dazu sind, dass die massive Hemmung während der Besserung wegfällt und dass es oft zu kurzfristigen Verschlechterungen im Laufe der Genesung kommt, die von den Patienten dann als besonders katastrophal empfunden werden. Hier ist Aufklärung über den natürlichen Verlauf der Genesung (die in Wellen, einmal besser, dann wieder schlechter verläuft) besonders wichtig.

Depression – Umgang mit einem depressiven Angehörigen

Wie nicht?
nicht therapeutisch
nicht überfürsorglich einengen
nicht misstrauisch oder ängstlich überwachen
nicht schulterklopfend ablehnen
nicht aggressiv ablehnen
nicht um’s Rechthaben streiten
sich selbst nicht überfordern und überschätzen
sich von depressiven Denkweisen und Stimmungen des kranken Angehörigen nicht anstecken lassen
kein überoptimistisches Theater vorspielen, aber auch nicht in Hoffnungslosigkeit verfallen
Kein „Reiß dich zusammen“

Wie dann?
Verständnisvoll einfühlen
Warm-empatisch, fürsorglich wie auch für einen körperlich Kranken
Nähe herstellen, aber auch Distanz halten
Geduld mit sich selbst und dem Kranken haben
Hilfe in Anspruch nehmen und akzeptieren
Echt bleiben, eigene Enttäuschungen über und Aggressionen auf den Kranken erkennen, bei sich als menschlich-verstehbar zulassen, aber nicht ausleben
Alle nicht-depressiven Äußerungen, Handlungen lobend aufgreifen
Auffordern zu (gemeinsamer) Aktivität, nicht über- oder unterfordern
Tagesablauf gestalten vom morgendlichen Aufstehen bis zu (gemeinsamer) Zeit am Abend

Depression – Stoffwechselstörung im Gehirn und Behandlung:
Die psychiatrische Behandlung einer depressiven Episode unterliegt heute international gültigen Richtlinien. Die Behandlung stützt sich auf die medikamentöse Therapie, Psychotherapie und soziale Unterstützung.

Heute gibt es eine große Vielfalt an modernen Substanzen zur Depressionsbehandlung. Die Ursachen der Depression liegen auch in einer Art Stoffwechselerkrankung des Gehirns. Die Nervenzellen des Gehirns kommunizieren untereinander über verschiedene Trägersubstanzen, die Signale von einer Nervenzelle zur anderen übertragen. Diese Signalstoffe oder Neurotransmitter stehen bei Gesunden zueinander in einem bestimmten Gleichgewicht. Bei Depressiven ist dieses Gleichgewicht gestört, sodass manche Substanzen in geringerer Konzentration an den Verbindungsstellen der Nerven, den Synapsen, vorliegen. Insbesondere die Signalstoffe Serotonin, Noradrenalin und Dopamin sind bei Depressiven im Vergleich zu Gesunden niedriger. Der Mangel an Neurotransmittern im Bereich der Synapsen kann durch Medikamente zur Behandlung der Depression ausgeglichen und die Depression dadurch zum Abklingen gebracht werden. Es dauert allerdings oft 2 Wochen oder auch länger, bis die Medikamente ihre Wirkung zeigen. Diese lange Wartezeit ist für viele Patienten oft sehr schwer zu überstehen und verlangt enge Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt. Es gilt heute als sicher, dass die modernen Antidepressiva im Gegensatz zu manchen Beruhigungs- und Schlafmitteln kein Suchtpotenzial haben.

Bei Depressionen, die als Reaktion auf bestimmte Lebensereignisse auftreten, ist Psychotherapie ein besonders wichtiger Baustein. Auch Gespräche mit Freunden und Vertrauenspersonen sind hier sehr hilfreich, da der wichtigste Punkt in der Behandlung hier die Lösung eines Konfliktes ist. Ein wichtiges Augenmerk ist auch auf die soziale Situation eines Patienten zu legen: finanzielle Sorgen?, familiäre Konflikte?, Vereinsamung?, Beruf und Arbeitssituation?, Sozialhilfe?,…

Link:
www.depression.at